Frau Meisen, ein Wahljahr liegt hinter uns. Haben Sie den Eindruck, dass gehörlose Menschen und ihre Bedürfnisse bei politischer Kommunikation genügend mitgedacht werden?
Taube Menschen werden von der Mehrheitsgesellschaft leider erst wahrgenommen, wenn sie ihre Hände bewegen. Und verstanden werden sie erst, wenn gedolmetscht wird oder ihre gebärdensprachlichen Äußerungen verschriftlicht werden. Im vergangenen Wahlkampf konnte man aber gut beobachten, dass mittlerweile auch Parteien Gehörlose als potenzielle Wähler*innen erkannt haben. Gerade verändert sich viel. Bundestagssitzungen werden gedolmetscht und online gestellt. Aber auch hier grenzen wir wieder aus. Denn es werden nur Menschen erreicht, die das technische Know-how haben – und auch nur bestimmte Generationen. Viele ältere Menschen, die Zeit und Muse haben, sich politisch zu engagieren, können das nicht tun, da ihnen der Zugang mangels Internet-Kenntnissen verwehrt ist.
Sie arbeiten unter anderem als Dolmetscherin für die Tagesschau. Wie nah bleibt Ihre Übersetzung am Ausgangstext?
Die Frage bei meiner Arbeit ist immer: Orientiere ich mich an der Ausgangssprache oder klebe ich an ihr? Ich kann je nach Zielgruppe entscheiden, ob ich exakt die Begrifflichkeiten aus dem Ausgangstext verwende oder auf verständlichere Synonyme zurückgreife. Meine Aufgabe ist es, so zu übersetzen, dass das Gegenüber mich versteht und das Gesagte so erfährt, wie es gemeint ist. Das ist in der Tagesschau oft schwierig, weil ich den einzelnen Zuschauenden nicht kenne und je nach Vorhersehbarkeit des Beitrags keine alternativen Begriffe vorbereiten kann. Daher bleibe ich in der Regel sehr nah am Ausgangstext, der nicht immer für alle zugänglich ist. Aber das geht uns Hörenden schließlich genauso, es gibt leichter und schwerer verständliche Texte. (Anm. der Redaktion: siehe Beitrag zu leichter Sprache)
Sie arbeiten unter anderem als Dolmetscherin für die Tagesschau. Wie nah bleibt Ihre Übersetzung am Ausgangstext?
Die Frage bei meiner Arbeit ist immer: Orientiere ich mich an der Ausgangssprache oder klebe ich an ihr? Ich kann je nach Zielgruppe entscheiden, ob ich exakt die Begrifflichkeiten aus dem Ausgangstext verwende oder auf verständlichere Synonyme zurückgreife. Meine Aufgabe ist es, so zu übersetzen, dass das Gegenüber mich versteht und das Gesagte so erfährt, wie es gemeint ist. Das ist in der Tagesschau oft schwierig, weil ich den einzelnen Zuschauenden nicht kenne und je nach Vorhersehbarkeit des Beitrags keine alternativen Begriffe vorbereiten kann. Daher bleibe ich in der Regel sehr nah am Ausgangstext, der nicht immer für alle zugänglich ist. Aber das geht uns Hörenden schließlich genauso, es gibt leichter und schwerer verständliche Texte. (Anm. der Redaktion: siehe Beitrag zu leichter Sprache)