#JU4UNICEF – eine Community auf Reisen
Julien Bam gilt als einer der einflussreichsten Youtuber im deutschsprachigen Raum. Seit 2019 ist er auch UNICEF-Botschafter. Aus dieser Kooperation entstand eine Dokumentation, in der er seine Community auf eine Reise in die Slums von Bangladesch mitnimmt – mit dem Ziel, auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Das Konzept geht auf: 90.000 Euro Spenden kamen zusammen, 1,7 Millionen Menschen klickten das Video bisher und bewiesen damit: Eine Community kann etwas bewegen.
Reden wir darüber!
Es verlangt Mut, persönliche Erfahrungen mit Diskriminierung mit anderen zu teilen. Unter dem Hashtag #Darüberreden wollte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Benachteiligungen sichtbar machen und ermutigte junge Menschen, auf Instagram, Facebook und Twitter über ihre Erlebnisse zu sprechen. Gäste wie Tarik Tesfu, Tuğba Tekkal, Ali Can, Jenny Luca Renner oder Maximilian Braun diskutierten auf vier Live-Events über ihre eigenen Erfahrungen mit Sexismus, Rassismus und Mobbing – und zeigten jungen Menschen damit: Ihr seid nicht allein! Mehr als 118.500 Interaktionen gab es insgesamt, außerdem rund 10.000 Kommentare und 1.650 geteilte Erfahrungsberichte.
Die Pausentaste – Beistand für junge Pflegende
Etwa 479.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland kümmern sich um Familienangehörige mit Behinderungen oder Krankheiten. Mit der Initiative „Pausentaste“ hat das Bundesfamilienministerium für sie eine digitale Plattform geschaffen: Junge Pflegende erhalten hier Hilfe, wenn sie sich zwischen Schule, Alltagsstress und Pflege überfordert fühlen. Doch wie geht ein junger Mensch damit um, wenn er sich um die kranken Großeltern oder einen behinderten Bruder kümmern muss? Die Influencerinnen fraeuleinchaos und malwanne sprachen mit Betroffenen über ihre Erfahrungen als Pflegende. Ihre Video-Beiträge erreichten mehr als 300.000 Menschen.
Die Kanzlerin und der YouTuber
2015 interviewte mit Florian Diedrich alias LeFloid der erste YouTuber die Bundeskanzlerin. Das Besondere an dem Interview: Einige Fragen an die Bundeskanzlerin sammelte LeFloid zuvor in seiner Community. Im Fokus standen Fragen zur Ehe für alle, der Legalisierung von Cannabis oder dem Freihandelsabkommen TTIP.
Nicht überall kam das Interview gut an: Kritische Stimmen unkten, die Bundeskanzlerin wolle bei jungen Menschen auf Stimmenfang gehen. Dennoch war das Format erfolgreich. Mehr als 5,7 Millionen Mal wurde das Video bis heute abgerufen. 2017 stellte sich Angela Merkel kurz vor der 19. Bundestagswahl erneut den Fragen von YouTube-Stars und deren Community. Gleich vier YouTuberinnen und YouTuber durften die Bundeskanzlerin befragen: Ischtar Isik, AlexiBexi, MrWissen2go und ItsColeslaw (inzwischen Lisa Sophie Laurent). Ein Format für zukünftige Bundestagswahlen?
Mehr Europa wählen
Mehr junge Menschen an die Wahlurnen bringen, mehr Erstwähler motivieren – diese Ziele setzte sich das Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in Deutschland bei der Europawahl 2019 und arbeitete erstmals mit Influencerinnen und Influencern zusammen. Lisa Sophie Laurent, Kupferfuchs und AlexiBlexi sorgten in den sozialen Medien für die nötige Aufmerksamkeit. Mehr als zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreichten sie gemeinsam mit ihren Videos zu den Themen Frauenrechte, Umweltschutz und Netzpolitik.
Mit dem Hashtag #diesmalwaehleich riefen sie außerdem zur Teilnahme an der Europawahl auf. Wie viele Wählerinnen und Wähler wegen der Online-Kampagne am Ende den Stimmzettel ausfüllten, weiß man nicht so genau. Aber: Die Wahlbeteiligung der EU-Bürgerinnen und Bürger unter 25 Jahren stieg – um 14 Prozentpunkte. Auch die Wahlbeteiligung in Deutschland lag höher als noch im Jahr 2014.
Konflikte in der Schwangerschaft? Hilfe ist nah!
Eine Schwangerschaft stellt das Leben auf den Kopf. „Bin ich der Situation gewachsen?“, fragen sich viele junge Frauen. Um das Hilfsangebot „Schwanger und viele Fragen.de“ bekannter zu machen, arbeitete das Bundesfamilienministerium mit der YouTuberin Lisa Sophie Laurent zusammen. Die 24-Jährige beantwortet in einem Video ausgewählte Fragen ihrer 346.000 Abonnentinnen und Abonnenten, um aufzuklären und Ängste zu nehmen.
Rund 158.000 mal wurde ihr Video geklickt. Die YouTuberin spricht auch sonst nicht nur über klassische Teenager-Probleme wie Beziehungsstress oder Streit mit den Eltern. In ihren Videos kommen auch sensible Themen zur Sprache, zum Beispiel Suizidgedanken und Bodyshaming.
Ein Ministerium macht faire Mode
Fair shoppen – aber wie? Um über Missstände in der Textilindustrie aufmerksam zu machen, startete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2017 die Kampagne „vero & selvie“. Kleidung kann zugleich modisch, umweltfreundlich und fair hergestellt sein – das zeigt eine eigens für die Kampagne produzierte T-Shirt-Kollektion. Auf den T-Shirts abgebildet: die indische Näherin Selvie. Für die Verbreitung der Kollektion konnte das Ministerium eine Reihe von Influencerinnen und Mode-Bloggerinnen gewinnen. Darunter Vero, eine deutsche Modedesignerin, die das T-Shirt auf den Key Visuals trägt. Mehr als 15 Personen der digitalen Modewelt machten unter dem Hashtag #veroselvie auf ihren Social Media-Kanälen und Blogs auf die Kollektion aufmerksam. Beiträge der Influencerinnen wurden bis zu 40.000 mal geliked und fleißig kommentiert. Die Reaktion aus den Communities: durchweg positiv.
Auf Streife mit der Bundespolizei
Auch das Bundesinnenministerium setzt auf Influencerinnen und Influencer. So begleitete der YouTuber Felix von der Laden einen ganzen Tag lang die Berliner Bundespolizei. Den Videobeitrag veröffentlicht er auf seinem YouTube-Kanal. Mit 439.700 Aufrufen kam das Format so gut bei der jungen Zielgruppe an, dass sich das Bundesministerium dafür entschied, zwei weiteren Social Media-Stars einen Blick hinter die Kulissen der Bundespolizei zu gewähren. Anfang dieses Jahres begleiteten die Influencer Julie Beautx und Luca die Gesetzeshüter bei ihrer Arbeit.
Parteizentrale vs. Wohnzimmer – unser Fazit
Influencerinnen und Influencer übersetzen komplexe Zusammenhänge in persönliche Erfahrungen. Ihre Videos punkten mit Einfachheit, ihr Auftreten ist authentisch. Ein Meinungsbeitrag, der in den eigenen vier Wänden entsteht, erzeugt persönliche Nähe und wirkt nicht so inszeniert wie ein Video aus der Parteizentrale. Wo es die klassische politische Kommunikation nicht vermag, eine Beziehung zu den jungen Wählerinnen und Wählern herzustellen, heben Influencerinnen und Influencer die Distanz zwischen Politik und Zielgruppe auf. Daraus entsteht ein Dialog auf Augenhöhe.