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Tanzen verboten – Wie kann Aufklärung auf TikTok funktionieren?

von Benedikt Schmitz

Wenn dieser Artikel ein TikTok-Video wäre, sähe das so aus:

„Dein Unternehmen, Projekt, Institut oder deine NGO ist noch nicht auf TikTok? Dann habt ihr keinen Bock auf junge Menschen. Über 20 Millionen User*innen swipen von Video zu Video – pro Monat. Mehr als die Hälfte davon sind zwischen 14 und 25 Jahre alt. Und deren Hirne wollen massiert werden, nicht abgestumpft. Ein Drittel informiert sich über Politik, Gesellschaft und Wissenschaft auf Social Media – TikTok statt Tagesschau. Denn Letztere hätten viele schon weitergeswiped, bevor die Glocke fertig ist und an die Nachrichtensprecherin herangezoomt wurde.“

Das sind bereits die wichtigsten Nutzungszahlen von TikTok. In diesem beschriebenen Video gäbe es viele Schnitte, mehrere Perspektivwechsel, Einblendungen und natürlich Untertitel. Und wäre die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne bei einem Artikel so hoch wie auf TikTok, hätten einige diesen Text schon geschlossen.

Vorurteile über TikTok

TikTok ist keine reine Gen-Z-Plattform, auf der getanzt wird oder bescheuerte bis gefährliche Challenges gemacht werden. Damit unterschätzt man einerseits die junge Generation. Andererseits sind inzwischen fast alle Altersklassen vertreten. Social-Media-Plattformen altern ja bekanntlich mit ihren Nutzer*innen. Und auch Aufklärung und Wissensvermittlung kann auf TikTok funktionieren – solange man nicht das Wort „Wissensvermittlung“ benutzt.

Regeln gibt es nicht

Bei TikTok gibt es nicht das eine Erfolgsrezept. Ein durchdachtes Konzept und klare Grundbotschaften sind zwar wichtig und können bei der Ausrichtung helfen, aber generell gilt: Der große Vorteil von TikTok, den Instagram bei Reels inzwischen kopiert hat, ist: Guter organischer Content wird auf lange Sicht belohnt. Die Follower*innen-Zahl ist dabei nicht so wichtig. Und all das ohne große Werbebudgets, denn organischer Content kann auf TikTok auch viral gehen. Das gibt den Kanälen mehr Raum für Kreativität.

Tipps und Tabus

  • Eine gute Hook ist das Wichtigste. Damit sind die ersten Sekunden des Videos gemeint, die überzeugen müssen.
  • Füllwörter und unnötige Sätze streichen. Kurz und prägnante Videos werden länger und häufiger geschaut. Jeder Satz beinhaltet idealerweise eine Pointe und/oder eine Information. Dann braucht es auch keinen wilden Schnitt mit tausend Effekten.
  • TikTok ist keine reine Content-Plattform, sondern ein KI-getriebenes Netzwerk. Andere Videos zu kommentieren und Kommentare zu liken, erhöht die Reichweite. Dadurch denkt TikTok, die Kanäle seien vernetzt und Videos werden an mehr Menschen ausgespielt – Content- und Community-Management 🤝
  • Nicht zu viel nachdenken, sondern einfach machen. Trends lassen sich in Botschaften übersetzen und wer auch mal über sich selbst lachen kann, erntet oft Sympathiepunkte.

Warum Organisationen TikTok als Chance sehen sollten

TikTok ändert sich als Plattform stetig. Das meistgelikte Video war mal ein zehnsekündiges Video von einem Schoko-Erdbeerbecher. Nichts gegen Schoko-Erdbeerbecher, aber etwas mehr Mehrwert sollte der Anspruch sein. Was man daran erkennt: Es ist nie zu spät, mit einem Kanal anzufangen. Gerade Organisationen aus der Politik, Bildung oder Wissenschaft sollten darüber nachdenken. Denn sonst überlassen sie das Feld im schlimmsten Fall der Desinformation und den Fake News. Und im zweitschlimmsten Fall den Tanzvideos und Challenges.

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